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Aus der Marktgemeinderatssitzung vom 24. Oktober 2022

Erstellt von Helmut Engel | | Markt Marktleugast

Von Energie geprägt war die Oktober-Sitzung des Marktgemeinderates Marktleugast. Dazu waren Manuela Endres für die Vorstellung der Untersuchung der Wärmeversorgungsvarianten der Grund- und Mittelschule und Markus Weihermüller für die Vorstellung der Potenzialanalyse von Photovoltaik-Anlagen zur Eigenstromerzeugnis auf Liegenschaften des Marktes Marktleugast vom Kommunalen Energieeffizienz-Netzwerk Oberfranken II (Keeno) in der Sitzung anwesend. Sie stellten dem Gremium ihre Studien und Untersuchungsergebnisse vor.

 

Wärmeversorgung

 

Ausgangslage: In der Grund- und Mittelschule des Marktes Marktleugast sind zwei Erdgaskessel mit je 275 kW für die Wärmeversorgung installiert. Das Rathaus wird über die Heizungsanlage der Schule mitversorgt. Die Kessel sind Baujahr 1991. Ein Austausch der Kessel sei auf Grund des Alters und Zustands anzuraten. Aus klimapolitischer Sicht, aber auch um sich langfristig möglichst unabhängig von fossilen Energieimporten zu machen, sollte in diesem Zuge ein Umstieg auf erneuerbare Energien erfolgen. Der Wechsel hin zu erneuerbaren Energien sei vom Gesetzgeber gewollt und wird deshalb mit guten Förderkonditionen unterstützt. Jedoch seien erst kürzlich die Förderzuschüsse im Rahmen des „Bundesprogrammes für effiziente Gebäude BEG“ leider nach unten angepasst worden. Für die Installation einer Biomasseheizung, anstelle einer bestehenden Gasheizung, kann ein Förderzuschuss von 20 Prozent erhalten werden. In Verbindung mit einer Solarthermieanlage als sogenannte Hybridanlage wird ein Zuschuss von 30 Prozent gewährt. Da im Sommer aber kein großer Warmwasserbedarf vorhanden sei und dieser bereits dezentral elektrisch erzeugt wird, „macht die Installation einer Solarthermieanlage keinen Sinn“, so die Expertin. Als einfachste Lösung würde sich die Installation eines Holzpelletkessels zur Wärmeabdeckung anbieten. Auf Grund der stark gestiegenen Nachfrage sei auch der Holzpellet nicht von einer Energiepreisexplosion verschont geblieben. Innerhalb eines Jahres hätte sich der Preis vervierfacht. Deshalb sei auch die Umsetzung einer Holzhackschnitzellösung wirtschaftlich untersucht worden. „Hier handelt es sich um einen regionalen Brennstoff, dessen Preis mit Abstand am stabilsten und günstigsten geblieben ist und somit eine gute Option für eine langfristig sinnvolle Wärmeversorgung darstellt“, folgert Endres.

 

Wirtschaftliche Berechnung: Endres stellte eine wirtschaftliche Bewertung der Varianten vor. Dazu wurden alle für die Energiebereitstellung innerhalb eines Jahres anfallenden Kosten berücksichtigt, wie Investitionskosten, Verbrauchskosten und Betriebskosten. Aufgrund dieser Berechnung für die Wärmebereitstellungskosten für Schule und Rathaus würde für die Basisvariante Erdgas-Brennwertkessel die Gemeinde jährlich etwa 120.000 Euro kosten, bei einer Investition von 106.700 Euro und Wärmegestehungskosten von 22,3 Cent je Kilowattstunde. Die Alternative Holzpelletkessel auf etwa 115.000 Euro im Jahr bei einer Investition von 177.500 Euro und Wärmegestehungskosten von 21,4 Cent je Kilowattstunde. Die günstigste Alternative wäre ein Holzhackschnitzelkessel mit ungefähr 55.000 Euro Jahresgesamtkosten. Hier würde die Investition 217.000 Euro betragen und die Wärmegestehungskosten lägen bei 10,4 Cent je Kilowattstunde.

 

Resümee: Unter Einbezug aller für die Wärmebereitstellung anfallenden Kosten und Fördermöglichkeiten sei die Holzhackschnitzellösung die kostengünstigste aller Lösungen. Die Jahresgesamtkosten fallen um 64.000 Euro geringer aus gegenüber einer weiteren Beheizung auf Basis von Erdgas. Die Holzpelletlösung würde lediglich zu einer Einsparung von jährlich zirka 5.000 Euro oder vier Prozent betragen. Die Zahlen würden sich auf die derzeitigen Energiepreise beziehen. Es sei möglich, dass die Preise bei Holzpellets bei einer Beruhigung des Energiemarktes wieder sinken. Für die Umsetzung der Holzhackschnitzellösung sei die Investition von rund 217.000 Euro fast doppelt so hoch wie bei einer Erdgasvariante. Trotzdem sei die Umsetzung einer Holzhackschnitzellösung zu empfehlen. Diese sei zum jetzigen Zeitpunkt ganz klar die günstigste Art der Beheizung, zumal es sich hier auch um einen regionalen Rohstoff handeln würde, bei dem größere Preissprünge deutlich besser abwendbar seien. So könnten der anfallende Gehölzschnitt an Straßen oder Schwachholz aus gemeindeeigenem Wald zum Heizen verwendet werden.

Hans Pezold (WGM) und Martin Döring (CSU) fragten nach, ob es kein Risiko sei, jetzt eine Holzheizung einzubauen, weil das Umweltbundesamt empfiehlt, auf Holz beim Heizen zu verzichten. Deshalb würde ja zum Jahresende auch die Förderung eingestellt. Dies sieht die Expertin anders, auf jeden Fall hätte man einen Bestandsschutz, nur sollte der Förderantrag bis zum Jahresende gestellt werden.

 

Eigenstromerzeugung

 

Für Markus Weihermüller könnte die Marktgemeinde durch den Einsatz von Photovoltaikanlagen auf eigenen Liegenschaften nicht nur einen Beitrag zur ökologischen Stromerzeugung leisten, sondern auch ihre eigenen Strombezugskosten deutlich verringern. Es müsste dabei gelingen, dass möglichst viel des selbst produzierten Stroms auch selbst genutzt werden kann. Die Systempreise für Photovoltaikanlagen seien in den vergangenen Jahren so stark gesunken, dass die selbst produzierte Kilowattstunde heute meist deutlich günstiger sei als der Stromeinkauf beim Versorger. So lägen die Gestehungskosten bei einer Aufdachanlage unter zehn Kilowatt Peak (kWp) in der Regel bei zehn bis fünfzehn Cent pro Kilowattstunde, fest auf 20 Jahre. Anlagen dieser Größenordnung seien auch von der EEG-Umlage befreit. Größere Anlagen würden zum Teil noch deutlich günstiger produzieren, hier sei aber auch auf den Eigenverbrauch, zumindest anteilig, eine EEG-Umlage, derzeit etwa 2,6 Cent je kWh, zu entrichten. Auch für Kommunen entstünde so ein wirtschaftlich sinnvolles Modell zur Nutzung erneuerbarer Energie in ihren eigenen Liegenschaften. Im Rahmen seiner Beratungen hätte Keeno nach sinnvollen Möglichkeiten für Eigenverbrauchsanlagen im kommunalen Umfeld gesucht. Für die Ermittlung der Systemkosten kann derzeit von 1.000 bis 1.500 Euro je kWp ausgegangen werden, „zum Teil liegen die Preise bereits darunter“, so Weihermüller. Günstiger sei die Errichtung von Freiflächenanlagen. Für die richtige Dimensionierung der Anlage sei neben der verfügbaren Dachfläche vor allem der Stromverbrauch im Gebäude entscheidend. Zur Erhöhung des Eigenverbrauchsanteils seien Stromspeicher ein Mittel. „Mit Batteriesystemen kann die überschüssige PV-Erzeugung auch abends und nachts genutzt werden.“ Durch den Preisverfall der letzten Jahre seien diese Anlagen im Privatsektor in vielen Fällen bereits wirtschaftlich. Bei den Kommunen müsste wegen des niedrigeren Strompreises genau gerechnet werden. Voraussetzung für eine Eigenstromnutzung sei einerseits die Personalunion von Stromerzeuger und Stromverbraucher „und andererseits muss die Stromerzeugung in unmittelbarem räumlichem Zusammenhang zum Verbrauchsort stattfinden, ohne Benutzung des öffentlichen Stromnetzes“, erklärt Weihermüller.

Keeno hat auch keine statische Überprüfung der Dachflächen vorgenommen, diese aber sei bei der Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen unbedingt zu empfehlen. Im Rahmen von Keeno II seien verschiedene Liegenschaften des Marktes Marktleugast von der Energieagentur Nordbayern im Juli 2021 begangen worden. Ziel der Begehung, die zusammen mit Herrn Taig vom Markt Marktleugast stattgefunden hat, sei es gewesen, Photovoltaikpotentiale aufzunehmen und daraus in einer Analyse Parameter wie Eigenverbrauch, Autarkie und die Wirtschaftlichkeit ableiten zu können. Für die meisten Liegenschaften in Marktleugast seien keine Lastgänge verfügbar. Deshalb seien diese an die tatsächlichen Verbräuche der Liegenschaften angepasst worden.

 

Feuerwehrhaus und Bürgersaal: Hier liegt derJahresverbrauch bei 22.000 kWh. Der Verbrauch falle überwiegend in den Abendstunden, die höchsten Lasten treten in einem Zeitraum zwischen 17.00 Uhr und 22.00 Uhr auf. Aufgrund der Dachgauben bietet das Dach des Feuerwehrhauses nur begrenzt Platz für eine Photovoltaikanlage. Trotz des überwiegenden Stromverbrauchs am Abend würde sich eine Anlage mit einer installierten Leistung von 13 Kilowattpeak als sehr wirtschaftlich erweisen. Bereits nach knapp zehn Jahren wären die anfänglichen Investitionskosten von etwa 15.000 Euro ausgeglichen. Nach 20 Jahren läge ein wirtschaftlicher Gewinn der Anlage von 15.000 Euro vor.

 

Grund- und Mittelschule mit Turnhalle: Hier beträgt der Jahresverbrauch 30.000 kWh. Die höchsten Lasten treten in einem Zeitraum zwischen 08.00 Uhr und 15 Uhr auf. „Ideale Voraussetzungen, um den auf dem Dach erzeugten Solarstrom direkt zu nutzen.“ Bei dem genannten Stromverbrauch sollte eine Anlage bis 30 kWp gewählt werden. Denkbar seien zwei Varianten, eine Aufständerung auf dem Flachdach der Turnhalle und eine Aufdachanlage auf dem Klassentrakt. Das komplette Flachdach bietet Platz für circa 50 kWp. Aufgrund der Schieferschindeln sei die Anbringung einer PV-Anlage erst nach einer Dachsanierung machbar. Zudem müsste die Tragfähigkeit der Dachkonstruktion überprüft werden. Auch die Flachdächer würden sich grundsätzlich für die solare Stromerzeugung eignen, nach einer Überprüfung der Dachhaut. Die Anlage würde mit einem sehr hohem solaren Deckungsgrad überzeugen. „Fast 40 Prozent des jährlichen Stromverbrauchs kann durch die Solaranlage gedeckt werden.“ Auch wirtschaftlich sei die Anlage vorteilhaft. Eine Amortisation erfolgt in weniger als dreizehn Jahren. Wenn ein gemeinsamer Netzanschlusspunkt für Schule und Rathaus vorliegt, kann der erzeugte Strom auch im Rathaus direkt genutzt werden, was die Wirtschaftlichkeit der Anlage weiter erhöhen würde.

 

Dreifachsporthalle: Hier beträgt der Jahresstromverbrauch aktuell etwa 42.000 kWh. Mit einer Umstellung der Beleuchtung auf die LED-Technik könnte dieser auf rund 27.000 kWh reduziert werden. „Dieser Wert ist die Basis für die vorgestellte Berechnung.“ Eine Solarthermieanlage zur Heizungsunterstützung sei bereits vorhanden. Auch mit einem vermehrten Stromverbrauch am Abend kann eine Anlage mit einer Eigenverbrauchsquote von 44 Prozent und einer Autarkie von 33 Prozent überzeugen. Um den selbst erzeugten Strom noch besser in den Abendstunden nutzen zu können, wäre langfristig die Anschaffung eines Batteriespeichers von Vorteil.

 

Kläranlage: Mit 112.200 kWh Jahresstromverbrauch sei die Kläranlage der größte Stromfresser. Der überwiegende Verbrauch fällt in den Monaten November bis Mai an. Die in einer Tallage befindliche Kläranlage würde keinen Raum für die solare Stromerzeugung bieten, die Dachflächen der Betriebsgebäude seien zu klein, um eine dem Stromverbrauch angemessene Leistung aufnehmen zu können, außerdem würden sie durch angrenzende Baumreihen zusätzlich verschattet. Der Rest des Grundstücks sei bewaldet. Anders sei die Situation im benachbarten Grundstück. Im südlichen Bereich böten zwei, fast baum- und strauchfreie Flächen Platz für eine Freiflächenphotovoltaikanlage in angemessener Größe. Allein auf den Verbrauch bezogen sei eine Anlagengröße mit 60,5 kWp knapp bemessen. Die Auswertung würde jedoch zeigen, dass ein Großteil des Verbrauchs in den Monaten auftritt, in denen der Solarertrag gering sei. Deshalb würde eine größere Anlage größtenteils die Netzeinspeisung in den Sommermonaten erhöhen und die Autarkie der Anlage nur geringfügig steigern. Somit sei diese Anlage ein ausgewogener Kompromiss zwischen Eigenverbrauchsanteil, Autarkie und Wirtschaftlichkeit. Mit rund 6.000 Euro Ersparnis pro Jahr beim Strombezug würde sich zeigen, dass trotz des überwiegenden Verbrauchs im Winterhalbjahr, die Anlage sehr wirtschaftlich mit 40.000 Euro zu Buche schlägt.

Passend zu diesen Ausführungen ist die Information des Bürgermeisters, dass das für die Bündelausschreibung zuständige Unternehmen mitgeteilt hat, dass sich die Stromkosten der Gemeinde von derzeit 170.000 Euro im kommenden Jahr auf über 700 000 Euro vervierfachen. Für 2024 sind 540 000 Euro angekündigt und für 2025 nochmals 450 000 Euro. „Das ist dramatisch“, so Franz Uome, „wie die Preise explodieren.“ Marco Buß (FW) beklagt, dass man ein Jahr versäumt hat. Marc Hartenberger (CSU) hätte für die gesamte Energie gerne eine gemeinsame Anlage für alle kommunalen Liegenschaften. Bei Wärme sei dies denkbar, erklärt Weihermüller, beim Strom dagegen nicht. Norbert Volk (WGM) dankte, dass man die Stromfresser herausgefunden hat, „bei den neuesten Zahlen liegt es nun an uns, was wir daraus machen“.

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