St. Bartholomäuskirche Marktleugast

Laut der Gemeindechronik wurde die heutige Kirche in den Jahren 1762 bis 1782 gebaut und vollendet und von Weihbischof Nitschke geweiht. Über dem Seiteneingang der St. Bartholomäuskirche in Marktleugast steht im Wappenschild die Zahl 1768. Eine Jahreszahl, die darauf hindeutet, dass ab diesem Zeitpunkt die Kirche für Gottesdienste genutzt wurde. In den Jahren bis 1782 folgte dann die Innenausstattung.

Die Kirche wurde an Stelle einer kleinen Kapelle errichtet, die der Familie Rabenstein gehörte und dem Heiligen Martin geweiht war. Auf einem Kupferstich aus dem Jahre 1712, der die Wallfahrtskirche Marienweiher zeigt, ist auch diese kleine Martinskirche (links oben im Bild) zu erkennen.  Nachdem dieses Kirchlein mit zunehmender „Seelenzahl“ der Gemeinde zu klein und mit der Zeit baufällig geworden war, erteilte der Fürstbischof zu Bamberg und Kurfürst von Mainz, Lothar Franz von Schönborn, der Gemeinde Leugast die Erlaubnis, milde Beiträge für die Erbauung einer neuen Kirche zu sammeln.

Dass auch die kleine Kapelle schon modern ausgestattet war, beweist eine Mitteilung des Pfarrers aus dem Jahre 1746. In einem Schreiben berichtet er an die geistliche Regierung des Hochstiftes Bamberg, dass die Orgel in der Kapelle zu Marktleugast repariert wurde.  Im gleichen Brief stellte er das Gesuch „um Reparatur der Orgel in der Pfarrkirche zu Marienweiher“.  Anscheinend hatte man schon damals wie heute Probleme mit den Orgeln.

Wie aus den Unterlagen des Staatsarchiv Bamberg hervorgeht, bestand die Frühmesse der Familie Rabenstein schon im Jahre 1525. Die Kapelle wäre demnach bereits über 220 Jahre dort gestanden. Im Visitationsberichte von 1611 wird  St. Martin als Kirchenpatron erwähnt, auf den sie auch geweiht war.

Tatsächlich gehören Kirchen, die dem Heiligen Martin geweiht sind, zu den ältesten Kirchen im Frankenland. Ein gutes Beispiel ist St. Martin in Forchheim, unweit der dortigen Kaiserpfalz.  Obwohl das große Altarbild das Martyrium des Heiligen Bartholomäus zeigt und den Hauptaltar dominiert, ist auch der zweite Kirchenpatron auf dem Altar zu sehen. Ganz oben auf der Spitze des Altars ist die Reiterstatur des Heiligen Martin zu sehen. Sie stammt aus der kleinen alten Kapelle, ist damit die älteste Figur in der Kirche und stand damals sicherlich im Mittelpunkt des ehemaligen Hochaltars.

Die Vergrößerung des Bildes zeigt deutlich die vielen Details dieser historischen Szene.  Es ist  genau zu erkennen, wie der Heilige Martin mit seinem Schwert den roten Mantel teilt. Daneben der armen Bettler, mit einem Bein, auf seiner Krücke gestützt, vor dem Pferd kniend und die Hand für eine milde Gabe reicht.

 

Während in Marienweiher die Darstellung der  Dreifaltigkeit den Aufbau des Hochaltars abschließt, erkennt der Betrachter in Marktleugast Gott Vater, der mit dem Finger nach untern ins Altarbild zeigt. In der Wallfahrtskirche zeigte der Finger auf die Gottesmutter mit dem Jesuskind und wollte so zum Ausdruck bringen: „Seht auf meinen Sohn und die Gottesmutter!“  In Marktleugast zeigt der Finger auf den Kirchenpatron,  den Heiligen Bartholomäus.  Nach christlicher Auffassung war Bartholomäus ein Jünger Jesu und einer der zwölf Apostel. Sein voller Name könnte Natanaël Bar-Tolmai gewesen sein. Ein Bruder des armenischen Herrschers Polymios soll den Befehl gegeben haben, ihm bei lebendigem Leibe die Haut abzuziehen und ihn anschließend kopfunter zu kreuzigen. Dieses Marthyrium stellt auch das große Altarbild dar.

Im Kirchenschiff links, steht der Marienaltar, auf der rechten Seite der Herz-Jesu-Altar. Das große Deckengemälde zeigt die Gottesmutter mit dem Jesuskind und den Heiligen-Vierzehn-Nothelfern. Da die Basilika in Vierzehnheiligen fast zeitgleich – 1742 bis 1772 – erbaut wurde, ebenfalls mit Erlaubnis des Bamberger Bischofs Friedrich Karl von Schönborn, stehen beide Bauwerke in enger Verbindung.  So zeigt auch eine Figur des Jesuskindes über dem Chorraum, welches den Jesusfiguren auf dem Gnadenaltar in Vierzehnheiligen entspricht, den Weg nach Vierzehnheiligen.

Seit dem Abbruch der beiden baufälligen Häuser in der Marktstraße, im Jahre 2019, kommt der Kirchenbau erst richtig zur Geltung. Der Besucher kann am Floriansplatz parken und erreicht die Kirche bequem über eine steinerne Treppe.

St. Bartholomäuskirche Marktleugast

Text: Oswald Purucker

Fotos: Oswald Purucker